HINTERGRUNDINFORMATION          Der erste Besuch bei der Frauenärztin             aus einem Interview mit  Francesca Navratil

 

Sexualität, Verhütung und Ängste von jungen Frauen

 

Der erste Besuch bei der Frauenärztin ist für viele junge Frauen nicht selten mit Unsicherheit und Skepsis verbunden. Und dennoch führt kein Weg an der Arztpraxis vorbei, wenn sich eine junge Frau die Pille oder eine andere rezeptpflichtige Verhütungsmethode verschreiben lassen will. Frau Dr. med. Francesca Navratil führt nebst ihrer Tätigkeit als Leitende Ärztin für den Fachbereich Kinder- und Jugendgynäkologie am Kinderspital eineigene Praxis für Jugendgynäkologie in Zürich. Sie kennt die Ängste Sorgen junger Frauen und berät kompetent und mit viel Verständnis auch Sachen Sexualität Verhütung.

 

Eine junge Frau steht im Eingang der Praxis von Frau Dr. med. Francesca Navratil und fragt die Frauenärztin skeptisch: „Haben Sie Zeit?“ Ja, Frau Dr. Navratil hat Zeit: Geduldig beantwortet sie vielen Fragen und zeigt im Gespräch mit der jungen Vertraulichkeit und Respekt. Sie weiss, das Jugendliche während der Pubertät permanenten biologischen und psychosozialen Veränderungen ausgesetzt sind: „Das macht Angst und unsicher. Bleiben dann Fragen unbeantwortet, kann das Jugendlichen grosse Sorgen bereiten.“

 

Fragen über Fragen

 

Ob Kinder, Teenager oder bereits junge Erwachsene, Frau Dr.Navratil trifft die nötigen Abklärungen, sofern diese notwendig sind von den jungen Patientinnen gewünscht werden. Und sie berät allgemein und speziell in Sachen Pubertätsveränderungen, Sexualität und Verhütung. So kommen viele junge Frauen spontan in die Sprechstunde und möchten wissen, ob mit ihrem Körper alles in Ordnung ist. Andere wiederum haben ganz konkrete Fragen an die Frauenärztin: Kann das Jungfernhäutchen beim Sport reissen? Ist es normal für mein Alter, daß ich so kleine Brüste habe? Was kann ich gegen die Akne tun?

 

Sexualwissen: mässig bis schlecht.

 

Aufdie Frage, wie sie das allgemeine Wissen über Verhütung und Sexualität der Jugendlichen beurteile, antwortet Frau Dr. Navratil kurz und knapp: „Mässig bis schlecht.“ Ihrer Meinung nach müsste der Aufklärungsunterricht in den Schulen schon viel früher, dem Alter angemessen und vor allem kontinuierlich stattfinden. Gut findet sie jedoch jene Internetseiten, wo Jugendliche ihre Fragen rund um die Themen Sexualität und Verhütung anonym stellen und von kompetenten Fachpersonen beantworten lassen können.

 

Die Rolle der Eltern

 

Nebst Internetragen auchdie Medien eine grosse Verantwortung in der Sexualerziehung der Jugendlichen. Und dann natürlich die Eltern: „Gerade Mütter müssen aber respektieren, wenn sich die eigene Tochter zu Fragen der Sexualität lieber an eine neutrale Person wenden möchte“, so Frau Dr. Navratil. Dennoch ist die Ärztin überzeugt, das Mütter viel dazu beitragen können, wenn es darum geht, den jungen Frauen Angst vor dem ersten Besuch bei der Frauenärztin zu nehmen: „Oft reicht es schon, dass sie ihren Töchtern erklären, das Gespräch Wichtigste ist, das eine körperliche Untersuchung nicht immer notwendig ist und dass erklärt wird, wie einesolche Untersuchung abläuft.“

 

Doppelter Schutz empfohlen: Pille und Kondom

 

Nebst den Fragen zuPubertätsmerkmalen und der allgemeinen Gesundheit junger Frauen, schenkt Frau Dr. Navratil in ihren Sprechstunden dem Thema Verhütung grosse Aufmerksamkeit: „Mit guter Beratung und Betreuung geht es vor allem darum, Teenagerschwangerschaften und sexuell übertragbare Erkrankungen zu vermeiden. Deshalb empfehle ich Jugendlichen, die sexuell aktiv werden möchten, immer den doppelten Schutz: Pille und Kondom.“ Verschreibt sie einer jungen Frau Pille, dann will sie sicher sein, dass sie diese richtig anwendet sich wohl fühlt. Denn jeder Körper reagiert wieder anders auf die darin enthaltenen Hormone.

 

NeuePillengeneration: „mehr als verhüten“

 

Keine leerenVersprechen macht Frau Dr. Navratil jungen Frauen, die sie fragen, ob sie von der Pille zunehmen würden: „Hormone haben Einfluss auf die Fett- und Wasserverteilung im Körper und können das Essverhalten ändern“, erklärt sie. „Doch es gibt heute moderne Pillen, die Hormone enthalten, welche diesen unerwünschten Wirkungen entgegen wirken. Dazu gehört das naturnahe Hormon Drospirenon, das einer durch Wasseranlagerung verursachten Gewichtszunahme entgegenwirkt.“ Nicht selten verschreibt Frau Dr. Navratil die modernen Verhütungspillen zur Behandlung von Menstruationsbeschwerden. Zum Beispiel, wenn eine junge Frau unter sehr starken, häufigen Blutungen oder unter Periodenschmerzen leidet. Oder bei prämenstruellen Symptomen wie Stimmungschwankungen, Gereiztheit oder Kopfschmerzen. Die modernen Pillen helfen auch bei unreiner Haut – ein Problem, das gerade bei Jugendlichen oft vorkommt und als sehr belastend empfunden wird.

 

 

Frau Dr. med. Francesca Navratil war Leitende Ärztin Kinder- und Jugendgynäkologie für den Fachbereich Kinder- und Jugendgynäkologie am Kinderspital Zürich. Sie führt eine eigene Praxis in der Stadt Zürich. Sie berät Jugendliche allgemein in Gesundheitsfragen und in Sachen Pubertät, Sexualität, Geschlechtskrankheiten und Schwangerschaft.

 

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