Die Lebensspirale
Die Spiraltendenz in jedem von uns ist das Streben und Wachsen hin zur
Ganzheit. Jedes Ganze ist zyklisch und hat Anfang, Mitte und Ende.
Es geht von einem Punkt aus,
expandiert und differenziert sich, kontrahiert und verschwindet wieder im
Punkt. Diesem Muster folgen unser Leben und womöglich auch unser Universum.
Nur der Zeitmassstab
ist anders. Wir beginnen unser Leben gewissermassen
als Punkt: als winziges befruchtetes Ei. In der Mathematik hat der Punkt eine
Lage, aber keine Dimension.
Dimensionslos ist
er totale Möglichkeit, und da er gleichermassen in
alle Richtungen expandieren kann, ist er zwangsläufig das Zentrum. Wenn wir
diesen Punkt vergrössern oder „ausdehnen“, entdecken
wir, dass unser befruchtetes Ei eine Kugel geworden
ist. Unser Ziel ist es, zu der Kugel zurückzukehren, der Kugel psychischer
Ganzheit. Wenn wir ein Ziel der Rückkehr haben, dann nehmen wir damit schon den
Lebenspfad an als die Zeit zwischen dem Punkt totaler Möglichkeit, der unser
ganzes Potential keimhaft enthält, und unserem leiblichen Tod als einem
abgerundeten, bewussten Wesen.
Ist das Leben ein Pfad „durch“ die Zeit und folglich ein Kontinuum, dann können
wir es uns auch als eine Linie denken; und da es auf sich selbst zurückkommt
und doch fortströmt, ist es eine Spirale. Nur wenn man zum selben Punkt in der
Zeit zurückkommen könnte, wäre es ein Kreis.
Jede in die vierte Dimension (die RaumZeit) erhobene Kreisbewegung wird eine Spirale, weshalb
sich scheinbar zyklische Prozesse in der Zeit nie wiederholen. Sogar die
Erdumlaufbahn um die Sonne ist eine Spirale in der Zeit, und jedes Jahr ist
anders als das vorige.
Ob wir nun die Ordnung unserer Wahrnehmungen der scheinbar „äusseren“
Welt aufnötigen oder umgekehrt die Aussenwelt sie uns
aufnötigt, es gibt nur eine Ordnung, und sie durchzieht Mikro und Makrokosmos.
Deshalb kann man sagen, dass unser Bewusstsein eine Kugel ist, die wir anscheinend in Spiralen
umlaufen und die als Ganze ihre eigene Spiralbahn zu haben scheint. Dies ist
die mikrokosmische Analogie zur Bewegung unseres Erdballs, der sich um sich
selbst und um die Sonne schraubt.
Die Drehung der Erde um ihre eigene Achse ist die Bewegung, die den Kreis und
die Winkel eines astrologischen Schemas entstehen lassen. Dieses Kreisschema,
ein Bild psychischer Ganzheit, ist eine Karte der Gestirne in ihrer Stellung um
den bestimmten Erdenort zum genauen Zeitpunkt der
Geburt. Auf eine uns unbegreifbare Weise wird der ganze Lebenszyklus eines
Menschen von seinem Geburtsmoment beeinflusst. Die
Art dieses Moments, Zeit und Ort des ersten Atemzugs sind gleichsam das in den
kosmischen Computer eingegebene Programm, während die permutierenden
Spiralen der Himmelskörper die Bestandteile oder Schaltungen dieses Computers
sind, die sich alle auf diesen einen Moment auf der Zeitskala eines Individuums
beziehen und ihn ausbilden.
Jede unserer inneren Fähigkeiten und
Seinsweisen wird von einem Himmelskörper dargestellt und von der Position
dieses Körpers zur Geburtszeit bestimmt; sie hat demnach, im Zusammenspiel mit
allen anderen, ihren eigenen natürlichen Entfaltungszyklus.
Bezüglich der Entfaltung seines Mondzyklus legt der Mensch in seinem Leben drei
vollständige Umläufe zurück, ausgehend vom Aszendenten, der der Ansatzpunkt des
Kreises und der Geburtsmoment ist, vergleichbar dem Zeiger auf unserer individuellen
kosmischen Uhr. Mit jeder Windung umkreist das Selbst sich selbst einmal. Seine
drei Zyklen stellen laut einigen Überlieferungen Perioden von jeweils etwa 28
Jahren, die stufenweise Entfaltung von Körper, Seele und Geist dar. Zieht man
diesen Kreis psychischer Ganzheit und vierteilt ihn (die Grundfigur des
zwölfgeteilten astrologischen Schemas), dann erfordert ein vollständiger Umlauf
28 Jahre, und jedes Viertel entspricht einer der abwechselnd von verschiedenen
Planeten regierten 7-Jahres-Perioden, die man den „Lebensaltern“ einräumt. Der
gesamte Lebenszyklus beläuft sich auf 84 Jahre: einen Uranus-Zyklus.
Obwohl die Erde um die Sonne kreist, läuft aus menschlicher Sicht die Sonne um
die Erde, denn gemäss den monatlichen Veränderungen
der Erdposition wird sie vor dem Hintergrund der zwölf Sektoren der elliptischen
Erdumlaufbahn gesehen, die den Tierkreis einteilen. Die scheinbare Bewegung der
Sonne durch die Konstellationen muss also als die der
Erde und folglich des Einzelnen begriffen werden. Diese Spirale der Sonne (bzw.
der jährlichen Erdbewegung) ist die unseres Selbst in Bezug zur Aussenwelt, während die sich wie die Erde um ihre eigene
Achse drehende Spirale unseres Schemas die unseres inneren Seins hervorbringt.
Die Verbindungen dieser zwei makrokosmischen Spiralen vom Geburtsmoment an
entsprechen den Hauptbewegungen in unserer Bewusstseinsentwicklung.
In der Zeit sind diese Zyklen Spiralen, deren symbolische Richtung, aufwärts
oder abwärts, zur Wahl steht. Lernen wir ihre Natur verstehen, so steigt jede
Spirale im metaphorischen Sinne auf, weil wir sie sich entfalten lassen.
Blockieren wir sie, wird sie unterdrückt, und unterdrückte Energie ist ihre
eigene Negativität. Würden wir sie voll verstehen, so könnte sich das ganze
Entwicklungspotential in jedem von uns verwirklichen, und unsere Bahn auf dem
Schema würde sich ins Zentrum winden, das ‚jetzt“ und die unbewegte Achse, um
die wir und die Erde kreisen.