Die
Spirale ist ein vorherrschendes Symbol in der Kunst der frühen Menschen, sie
findet sich im eiszeitlichen Europa ebenso wie bei den San (Buschmännern/
-frauen) im südlichen Afrika. Sie tritt zum erstenmal im 7. Jahrtausend v.u.Z.
in Südosteuropa auf.
Bewegung,
Wachstum und Entwicklung
Marija Gimbutas Spirale
schreibt,
dass Bewegung das Hauptmerkmal
der Spirale und ähnlicher Wirbel-Motive ist. "Solche Spiralen spielten in
kritischen Situationen eine wichtige Rolle - beispielsweise bei Krankheit und
Tod eines Menschen, wenn die Lebenskräfte geschwächt waren. Gefäße, die man in
Gräber legte, waren sehr häufig mit vierfachen Wirbeln verziert, die untrennbar
mit Mond, Schlange, Spirale, Sichelform und anderen Symbolen des Werdens wie
Raupe, Schmetterling, Ei und zweigeteiltem Ei verbunden sind... ."
Die
"der Spirale innewohnende Lebenskraft kommt besonders lebhaft in
Darstellungen zum Ausdruck, in denen sie Pflanzenform annimmt und Blätter aus
ihr hervorsprießen. Die rotierende Kraft der Spirale regt Bäume und andere
Pflanzen an, sich zu entfalten, Keime zu trieben und zu wachseln." (jew.
Marija Gimbutas) Beispiele dafür sind aus Malta und Kreta bekannt.
"Die
Spirale ist das Symbol für Entwicklung schlechthin. Sie erscheint als Spiralnebel
im Universum, als Strudel in der Tiefe des Meeres, als Windbewegung auf der
Erde und als DNS-Spirale im menschlichen Körper." (Christa Mulack) Sie
findet sich auch in der Schlangensymbolik wieder.
Nach
einer anderen Sichtweise stellt die Spirale den Weg, den das Ei durch den
weiblichen Körper nimmt, dar und der "rote Faden" der Ariadne
symbolisiert das weibliche Blut.
Nach
Christa Zettel sind Labyrinthe und die Darstellung von Spiralen und
"Wollknäuel" Wiedergaben schamanischer Erfahrungen. Außerkörperliche
Reisen, "Ego-Tod"-Erfahrungen, die Begleitung der AdeptInnen durch
eine Priesterin/Schamanin - all dies drückte sich im Symbol der Spirale, später
des Labyrinths aus. "In den 'allerältesten Zeiten', überliefert das
I-Ging, wurden die Menschen durch ein 'System von Knoten' regiert.
Auf die Darstellung derartiger 'Knoten', die auch den Hintergrund zu Ariadnes
berühmtem 'Wollknäuel' bilden, mit dessen Hilfe Theseus sicher aus dem
'Labyrinth' seiner eigenen Seele herausfindet, stößt man im 'keltischen'
Britannien so wie bei Abbildungen schamanistischer 'Reisen' in ein anderes
Bewusstsein..." (Christa Zettel) Sie stellt außerdem eine Verbindung zur
Knotenschrift der Inka her.
Ein
solcher Knoten war auch der "Gordische Knoten", den Alexander
"der Große" nicht löste, sondern zerschlug! Dies bedeutet demnach,
dass er sich nicht der bis dahin unerlässlichen (wenn auch vielleicht nur mehr
formalen) Initiation unterzog, um "Herrscher Asiens" zu werden,
sondern sich auf sein Schwert und sein Heer verließ.
Die
Auf- und Abwärtsbewegung der Spirale - wie auch des Mäanders - wurde
wahrscheinlich schon früh mit dem Zyklus des zu- und abnehmenden Mondes in
Verbindung gebracht. Solche Darstellungen von Spiralen mit Mondsicheln gibt es
in Südosteuropa häufig.
Ein universelles
Symbol war das "erweiterte Spiralmuster, die Mäanderverzierung", das
sich in ganz Amerika, Asien, Kleinasien und Europa findet. Darin verbirgt sich
die Verbindung von weiblich und männlich, denn das griechische
Wort "Mäander" kommt von 'maiander', und stammt von 'maia'
(weiblich) und 'andr' (männlich)... (nach Christa Zettel)