Empathie wird als Fähigkeit definiert, an der Emotion/Intention einer anderen Person teilzuhaben und sie dadurch zu verstehen. Dabei bleibt das Gefühl aber auf den anderen bezogen, wodurch sich die Empathie von der Gefühlsansteckung unterscheidet, bei der der andere nicht als Quelle des mitempfundenen Gefühls erkannt wird.

Auf der Basis einer phylogenetischen Betrachtung wurde die Theorie entwickelt, daß die auf dem Niveau der Menschenaffen neu evoluierte Fähigkeit zur synchronen Identifikation für die empathische Reaktion den Ausschlag gibt, da sie die Situation des anderen wie eine eigene erscheinen läßt.

Synchrone Identifikation macht es auch möglich, sich selbst im Spiegel zu erkennen. Daraus wurde die Hypothese abgeleitet, daß Empathie in der kindlichen Ontogenese erstmals auftreten sollte, sobald Kinder ihr eigenes Spiegelbild erkennen. 126  15 bis 24-monatige Kinder wurden in insgesamt vier Versuchen mit der Notlage einer Spielpartnerin konfrontiert (ein Teddybär ging kaputt, bzw. ein Löffel brach ab, so daß die Spielpartnerin nicht weiteressen konnte).

Unabhängig davon wurde Selbsterkennen im Spiegel mit dem Rougetest getestet. Die Ergebnisse haben die Hypothese voll bestätigt: Nur Kinder, die sich bereits im Spiegel erkannten, zeigten empathische Betroffenheit und versuchten der Spielpartnerin zu helfen, während Kinder, die sich noch nicht erkannten, verwirrt, gefühlsangesteckt oder unbetroffen reagierten.

In einer weiteren Untersuchung an 36 Zweijährigen wurde der Zusammenhang von Empathie und Bindungsqualität geprüft. Letztere wurde mit dem Fremdensituationstest nach Ainsworth bestimmt. Empathie wurde mit dem Löffeltest untersucht. Unsicher gebundene Kinder sowie sicher gebundene Kinder vom Typ B1 reagierten in der Empathie-Situation signifikant häufiger gefühlsangesteckt oder unbetroffen, während sich Kinder der übrigen sicheren Bindungstypen mehrheitlich als empathisch erwiesen.