Georg Milzner ist Philosoph, Poet, Psychotherapeut, er ist ein Meister der deutschen Sprache und fasziniert in seinen Vorträgen durch seine bis ins letzte Detail ausgefeilte Sprache, seine zwingende Logik, durch die Klarheit seiner Gedanken und perfektes Vortragen. Zuhörerstimmen bestätigen das noch und noch im Sinne von:
«Diese 45 Minuten werde ich kaum je vergessen – welche Begabung! Sie klingen lange weiter: Milzner’s zarte Sprachmelodie, deren tiefsinniger Inhalt, seine Gedanken zum Scheitern und der Poesie, seine Lyrik. Noch selten habe ich eine solche Ruhe in einem Saal erlebt, man hätte sogar eine Stecknadel fallen hören können …»
In seinen workshops ist Georg aber nicht etwa abgehoben, sondern alltagstauglich praxisbezogen; erinnert sei an seine Konzepte in der Behandlung von Schmerzpatienten:
Mir schien, als hätte meine Migräne das Fürchten gelernt!
Unvergesslich auch seine Metaphern mit Tango und Vulkanen...
In seinen Büchern bleibt Milzner sehr anspruchsvoll.
Als Beispiel:
Eine Psychose ist mehr - oder anders - als nur eine Krankheit. So lautet die Kernthese des vorliegenden Buchs, in dem Psychosen als psychische Ausnahmezustande charakterisiert und mit religiösen, künstlerischen, sowie schamanischen Ausnahmezustanden abgeglichen werden. Ausnahmezustande werden definiert als prinzipiell jedermann zugangliche Phänomene des Gehirns, in denen das Ich seine Funktion als Souverän des Bewusstseins verliert. Diese neue Sichtweise des Psychotischen hat weitreichende Folgen für das, was hinfort verdient, eine "Therapie" der Psychose genannt zu werden. Denn eine Therapie der Psychose kann nicht bloß darin bestehen, den Ausnahmezustand zu beenden. Damit wurde ja auch das Potenzial, das diesem möglicherweise beigegeben ist, in seinem Wirken gehindert. Und an die Stelle psychotischen Wahnsinns träte der vermutlich nicht minder gefährliche Wahnsinn verordneter sozialer Konsense. Aus diesem Grund beschreibt es der Verfasser als Sache des Therapeuten, selbst zum kompetenten Reisenden im Strom der Bewusstseinszustände zu werden. Die Mittel, die er zur Entwicklung dieser Kompetenz braucht, konnte ihm die moderne Neurowissenschaft an die Hand geben - eine Wissenschaft, mit deren Potenzial nach Ansicht des Verfassers noch nicht Ernst gemacht wird. Gründe hierfür liegen u.a. in den Denkfehlern der so genannten "biologischen Psychiatrie", die die Möglichkeiten des Gehirns nicht radikal genug berücksichtigt, da sie einem simplifizierenden Gesund-Krank-Schema verhaftet bleibt. Vereinfachungen dieser Art zu ersetzen ist freilich nicht leicht, da sie für psychiatrisches Denken selbst charakteristisch sind. Georg Milzner legt mit diesem Buch einen grundsätzlichen Vorstoß zur Neubewertung der Psychosen vor. Mit einer komplexen Bewusstseinstheorie wird die Psychose aus der Sphäre des Nur-Kranken herausgelöst und es gelingt, sie sowohl hinsichtlich ihres Potenzials, als auch in Bezug auf ihre Bedrohlichkeit präzise auf einer Bewusstseinskurve abzubilden. Um den Phänomenen, die diese Position bedingt, klinisch gewachsen zu sein, bedürfen Psychologen und Arzte selbst der Erfahrung mit Ausnahmezustanden, so die provokante Folgerung. Denn niemand, der nicht selbst gut schwimmen kann und mit hohem Wellengang vertraut ist, wird je in der Lage sein, einem Ertrinkenden in stürmischer See Hilfe zu leisten.