Das Essprotokoll erlaubt ein quantitatives Erfassen aller in einem definiertem Zeitraum zugeführten Nährstoffe; in der Regel wird über 7 Tage aufgeschrieben, welche Speisen und Getränke in welcher Menge eingenommen werden. Je präziser die Angaben, desto genauer ist die Auswertung.
Zur Berechnung benütze ich die Software DGE-PC-professional. Der Vorteil dieser von der deutschen Gesellschaft für Ernährung geförderten Software liegt, abgesehen von der grossen Datenbank, darin, dass die interessierenden Inhaltsstoffe bis ins Detail ausgewählt werden können; somit ist das Programm auch beliebigen Sondersituationen gewachsen.
Der Sinn einer solchen, für alle Beteiligten sehr aufwändigen Erfassung liegt darin, dass Illusionen zerstreut werden können, und zwar sowohl auf der Patientenseite wie auf der Ärzteseite. Dies ist umso wichtiger, je grösser die Diskrepanz zwischen dem eindeutig pathologischen klinischen Befund und den anamnestischen Angaben ist, also z.B.
- Ein typisches mangia-niente-Syndrom braucht KEIN Protokoll, sondern ein Management der Eltern, damit sie aufhören, Probleme heraufzubeschwören, wo keine sind (ihr putzmunteres Kind),
- Ein übergewichtiges Kind, das zugegebenermassen überall zuschlägt, wo es was zu essen gibt, braucht nicht primär ein Protokoll, sondern Hilfestellung im Management der Ernährungsdisziplin,
- Ein übergewichtiges Kind, dessen Eltern daran festhalten, dass es „fast nichts“ isst, profitiert unmissverständlich davon, wenn dieses „fast nichts“ quantifiziert wird. Mit den vorliegenden Zahlen kann dann wirklich gearbeitet werden.
- Eine untergewichtige Adoleszente, die sich der Illusion hingibt, zu viel zu essen, wird sich, vielleicht, eine Spur besser führen lassen, wenn ihr schwarz auf weiss belegt wird, dass sie hier und da und dort in eine absolut verheerende Mangelsituation gerät.